Kritiken
zu «Un ballo in maschera»
Ein veritables Verdi-Fest bot sich den Premierenbesuchern im Theater der Stadt Heidelberg mit der Neuinszenierung der Oper "Un ballo in maschera".
Diese überaus geistreiche Inszenierung von Waltraud Lehner spitzt den Konflikt der Handlung in starken Bildern zu. Frappierende Bilder finden die Regisseurin und ihre Ausstatterin Petra Strass immer wieder, um mit wenig Aufwand sehr viel zu sagen.
Dass die Oper mit besonderem Recht "Ein Maskenball" heißt und dass sich der Titel nicht allein auf das Schlussbild beziehen, hat die Regisseurin absolut überzeugend eingefangen – auf einem Maskenball befinden sich hier alle und zwar von Anfang an – wahrlich prachtvolle Kostüme hat Petra Straß dazu entworfen. Durch eine überaus kluge Personenführung hat sich schon Waltraud Lehners Heidelberger Inszenierung von "Madama Butterfly" ausgezeichnet – ein Eindruck, der nun noch verstärkt wird durch ein außerordentlich hellsichtig durchleuchtetes Geflecht menschlicher Beziehungen, von Rollen – und Maskenspielen, Projektionen der Seele. Konventionen, Masken, unter denen hier alle erstarrt sind, Visionen des Unterbewusstseins, Verdrängungsmechanismen – solche Problematik lässt die Regie mit sehr genauem psychologischen Gespür aufleuchten, in einer überaus eindringlichen Bildersprache von oftmals verblüffender Wirkungsmacht. Mit tieferem Sinn wird die Drehbühne genutzt, die Personen werden zu Statisten, mit denen das Schicksal Karussell fährt. Und wie schön man auf der Bühne sterben kann, das hat man sicherlich kaum sonst wo eindringlicher gesehen.
Wie sehr die Regisseurin das Innenleben der Figuren vorzieht, zeigt sich im letzten Bild. Nachdem alle Ballbesucher auf der Drehbühne abgetaucht sind, stehen sich nur noch Riccardo und Amelia Aug in Aug gegenüber. Die Welt um sie herum ist buchstäblich versunken.