Süddeutsche Zeitung , 29. April 2019 - Klaus Kalchschmid
Fünf Eurydikes gegen einen Orpheus in der Reaktorhalle

Das raffiniert gebaute Hotelzimmer mit Caravaggios "Lautenspieler" als durchsichtige Fototapete verspricht Tiefe und subtilen Horror: Magdalena Vollath, Solomía Antonyak, Ilme Stahnke, Julia Johanna Duscher und Alisa Milosevic bevölkern das Hotelzimmer. Ihnen steht ein Orpheus gegenüber (in der Premiere Patrik Reiter).

Regisseurin Waltraud Lehner orientiert sich an den Handlungskon-stanten wie "Glückliches Paar, Magie des Gesangs, Tod durch Schlangenbiss, Gang in die Unterwelt, Der verbotene Blick zurück und zweiter Tod der Eurydikes" und schon mit Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" gibt es den satirischen Blick: der Mann delektiert sich selbstverliebt an seiner Musik, assistiert an der Flöte von der feinen Sopranistin Solomía Antonyak, die auch Klavier spielt, und das Publikum spitzt die Ohren: Prolog aus Monteverdis "Orfeo", Mozart (Bildnisarie), Schubert, Schumann und Mendelssohn, Glucks "Orfeo ed Euridice", immer wieder mit Laute (Cornelia Demmer), zwei Pianos (Andreas Ruppert, Henri Bonamy) wunderbar im "Andante con moto" aus Beethovens 4. Klavierkonzert, sowie die Schlagzeuger (Leon Lorenz und Philipp Gattringer) glänzen hinter transparenten Zimmerwänden.