Kritiken

zu «La Bohème»

Göttinger Tageblatt , 28. Januar 2008 - Michael Schäfer

Verdienter Beifall 

Es ist wahrhaftig nicht leicht, sich dem Herzschmerz dieser traurigen Geschichte zu entziehen. Das soll man bei "La Bohème" ja auch gar nicht - ein klein wenig Distanz tut da gut. Die bringt Waltraud Lehner  in ihrer Inszenierung am Theater Nordhausen auf intelligenter Weise ein. Ganz behutsam verlegt sie das Geschehen in unsere Zeit. Die vier armen Künstler Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline besitzen immerhin einen Propangasherd und einen Kühlschrank in ihrer Wohnküche, wenn auch nicht alles richtig funktioniert.

Dennoch nimmt Lehner die Geschichte dieser Oper ernst, sehr ernst. Denn den Tod der Mimi inszeniert sie als einen Übertritt in eine andere Welt und überhöht damit das Finale, was abermals die Gefahr der Sentimentalität mindert. Ausstatter Frank Olle und Kostümbildner Thomas Kaiser unterstützen mit ihren Ideen wirkungsvoll das Konzept der Regisseurin. 

Mitteldeutsche Zeitung , 1. Februar 2008 - Evelyn Lange

Fürs Liebesleid gibt es eine Menge Applaus: Umjubelte Premiere von Puccinis "La Bohème"

Waltraud Lehner inszenierte die berühmte Oper für das Theater Nordhausen, wo sie am 25. Januar 2008 ihre umjubelte Premiere erlebte. Die Regisseurin verlegt die Handlung in die Gegenwart, was der Aufführung einen Gewinn an Frische und Spritzigkeit einträgt; alles ist witzig und detailverliebt arrangiert.

Diese "Bohème" kann sich hören und sehen lassen und hat gute Voraussetzungen, ein Publikumsmagnet zu werden. 

Thüringer Allgemeine , 28. Januar 2008 - Frauke Adrians

Wenn schon hungern und frieren, dann mit Stil: Die Künstler-WG um Marcello und Rudolfo hält sich mit Selbstironie, starken Getränken und wärmendem Gemeinschaftssinn am Leben. Im Theater Nordhausen sorgte das Galgenhumorige Herren-Quartett bei der Premiere von "La Bohème" für Witz und Tempo. Überhaupt lebte die Premiere in erster Linie von spielstarken Akteuren, auf der Bühne wie im Orchestergraben.

Es ist ein Vergnügen dem Überlebenskünstlerquartett zuzusehen, das sich in einer Restaurantküche häuslich eingerichtet hat und der Kälte mit Wortgefechten und freundschaftlichen Rangeleien trotzt.