Kritiken

zu «Hänsel und Gretel»

Trierischer Volksfreund , 24.12.2002 - Dieter Lintz
Waltraud Lehner liefert eine originelle, in sich schlüssige Konzeption, die das Publikum erheblich fordert. Wer "Hänsel und Gretel" so sehen will wie eh und je, muss sich auf neue Sichtweisen einstellen.
Die Regie nimmt die Oper ernst: Sie spult sie nicht routiniert nacherzählend als Weihnachtskassenfüller ab, sondern sie sucht nach Substanz. Und sie findet mehr davon als viele "klassische" Inszenierungen.
Die Märchenhandlung entwickelt sich aus der Fantasie der Kinder heraus. Die drei Ebenen Realität, Spiel und Traum sind kunstvoll verwoben.
Wer sich auf die konsequent kindliche Sichtweise einlässt, dem bietet die Inszenierung schöne, anrührende Bilder. Besonders da, wo die Musik sinfonisch "ausufert", gelingen Waltraud Lehner, Bühnenbildner Andreas Wilkens und Kostümbildnerin Imke Sturm wunderbare Momente.
Luxemburger Wort , 3. Januar 2002 - W. Stauch v. Quitzov
Der Vater von Hänsel und Gretel, ein Besenfabrikant, ist pleite, und der Gerichtsvollzieher ist mit seinen Mitarbeitern in der feudalen Wohnung tätig, um Bilder – u.a. eines mit dem Porträt von Richard Wagner -, die Standuhr und andere wertvolle Gegenstände als gepfändetes Material hinauszutransportieren.
Mit dieser optischen Ouvertüre signalisiert die neue Inszenierung von Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" am Theater Trier einen ziemlichen grundsätzlichen Wandel in der Aufbereitung des Werkes nicht nur für Kinder, sondern ebenso für Erwachsene. Waltraud Lehner hat gemeinsam mit Andreas Wilkens (Bühnenbild) und Imke Sturm als Regisseurin in Anlehnung an eine Inszenierung von Andreas Baesler aus Humperdincks Märchenspiel eine Traumoper konzipiert, in der sich die beiden Kinder die geträumte Szenerie alsbald als Wirklichkeit erschließt.