Die Deutsche Bühne , 13. März 2017 - Andreas Falentin
Weitergedreht.

Für die deutsche Erstaufführung hat das Theater Koblenz ein außergewöhnliches Umfeld geschaffen. Waltraud Lehner inszeniert in dem Bühnenbild von Ulrich Frommhold, in dem sie am Vorabend Philip Glass‘ „Fall of the House of Usher“ zur Premiere gebracht hat. Und sie schärft Eichbergs Stück durch eine grandiose Anfangsidee. Die repräsentativen Burggemächer sind jetzt Teil eines Eventhotels, einer Retro-Absteige für Hipster, eine kommerzielle ‚Edgar Allan Poe Experience‘. Und die vier Protagonisten, die die Bühne mit Koffern betreten, haben offenbar ein Wochenende gebucht in ‚Madeline’s Dream Hotel‘, wo Damen im Madeline-Kostüm mit roten Perücken die Getränke reichen. Mit vielen Accessoires verdichtet Lehner ihren alten, neuen Ort, vom Feuerlöscher über die Notausgangsgraphik bis zum „Bitte nicht stören“ – Pappschild. Eine Zimmerpalme wechselt den Platz und dekoriert mehrere Räume. Ushers Tafel, zu Beginn noch anwesend mit dekorativ angerichtetem Fasan, macht einem schnöden Billardtisch Platz. Und Georg Lendorffs Videos drehen nicht mehr an der Atmosphäre- Schraube, sondern bieten ironisch Dekoration feil, verwandeln das spartanische Schlafzimmer mittels Überblendung mit Bourbonen-Lilien tückisch in eine Hotel-Suite. Dazu kommt das psychologisch-realistische, vollkommen schnörkellose Spiel der Sänger.

Rhein-Zeitung , 12. März 2017 - Claus Ambrosius
Aufregendes Operndoppel

Die Regisseurin Waltraud Lehner, die das Operndoppel in Koblenz mit ihrem Team verantwortet, entscheidet sich für klare, harte Bilder. Ist Lea erst von den anderen entmenschlicht, wird sie zum Opfer gleich zweier Schändungen – da ist Betroffenheit im sehr aufmerksam den Abend erlebenden und am Ende lange und kraftvoll applaudierenden Publikum spürbar.

Wiesbadener Kurier, , 6. April 2017 - Volker Milch
Wenn Roboter zu sehr lieben: Søren Nils Eichbergs „Glare“ glänzt in Koblenz

Phantasievolles Patchwork in der Partitur

Man hört ein ausgesprochen reizvoll instrumentiertes Patchwork aus elektronischem Sound, klassischem Instrumentarium und einer vokalen Linienführung, die sehr sanglich ist und tonal verankert bleibt.

Mit Traditionen spielt auch das Bühnenbild von Ulrich Frommhold in der Regie von Waltraud Lehner: Ein ziemlich düsteres Hotel, das ein Hitchcock-Filmset sein könnte und mit seinen gotischen Bögen schwarze Romantik zitiert. Der Horror-Rahmen passt zur Koblenzer Inszenierung von „The Fall of the House of Usher“ von Philipp Glass, nach einer Geschichte von Edgar Allan Poe. Beide Kurzopern spielen im gleichen Bühnenbild. Bei den szenisch-musikalischen Qualitäten der Produktion und einer jungen, überzeugenden Besetzung (neben Hana Lee als Lea Martin Shalita als Alex, Haruna Yamazaki als Christina und Christoph Plessers als Michael) fragt man sich, warum so viele Plätze im kleinen, feinen, ambitionierten Theater leer bleiben. Was bitte könnte der Oper Aufmerksamkeit und Zukunft sichern, wenn nicht ein so spannendes, fantasievoll inszeniertes, fabelhaft gesungenes Werk?